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In Oberjünne wohnen 108 Menschen. Es lohnt über den Einen oder die Eine zu berichten. Ob über die drei aktuellen Ortsbeiratsmitglieder, den alte Ortschef Norbert Fröhndrich, den Oldtimer Fan Karl Krause oder Elke Nadler mit ihren Sinn für die Heimat und alte Bauernkunst, oder einfach nur über die Heidekrug-Mannschaft. Falls sie die Aufgabe übernehmen wollen, seinen sie herzlichst zur Mitarbeit eingeladen.

Alexander Müller

neu an der Spitze Oberjünner leitet Jugendklub Cammer

YVETTE VON GIERKE

CAMMER „Durch viel Fleiß, Aufopferung und Hingabe kam ich in den Genuss des Schlüssels“, sagt Alexander Müller augenzwinkernd. Schon lange geht der 22-Jährige im Jugendklub ein und aus. Dass er nun die Führung in Cammer übernehme, sei eher ein fließender Übergang. Seine beiden Vorgänger und Freunde studieren seit dem Wintersemester in Berlin.

„Vor Ort fehlte der Ansprechpartner und die Jungs sind froh über ein wenig Unterstützung“, erklärt der neue Clubchef bescheiden. Dabei wohnt Alexander Müller eigentlich in Oberjünne und wirkt dort bereits als Vorsitzender des Feuerwehrvereins. Die parallele Aufgabe ändere daran nichts. „Im Gegenteil. Mein Arbeitsvertrag lief zum Jahresende aus und ich werde viel Zeit haben, mich um alles zu kümmern“, erklärt der Lebensmitteltechniker. Trotz trüber Aussichten bleibt Müller ein Optimist. Für die etwa 30 Jugendlichen in Cammer ist er gleichzeitig alter Bekannter wie neuer Ansprechpartner.

Künftig wird Alexander Müller die Geschicke des Klubs lenken, ihn im Amt Brück vertreten und alle Partys ordnungsgemäß anmelden. „Es geht vor allem darum, die Jugendlichen mit einzubinden und ihnen ein Vorbild zu sein.“ Kein leeres Gerede. Vieles ist in Eigenleistung gewachsen. Anstatt zu meckern haben sie geklotzt. „Durch Arbeitseinsätze haben wir uns das Baumaterial besorgt“, erklärt Müller. Mit handwerklichem Geschick wurde gefliest, die Theke und die Toilette installiert. Sogar die hölzerne Sitzgruppe vor dem Gemeindehaus ist ein gezimmertes Gemeinschaftswerk.

Während anderenorts demoliert wird, ist die Einrichtung in Cammer mit den Jugendlichen gewachsen. Die engen Kontakte zum Nachbarort bestehen für den Oberjünner Alexander Müller seit der Schulzeit. „Wir sind zusammen in Golzow zur Schule gegangen und später ans Belziger Gymnasium“, erzählt Müller. Ihre Freizeit haben sie schon immer gern miteinander verbracht, ob nun beim Pferdefahrsport oder beim Volleyball. In Eigenregie hat sich die Truppe vor vier Jahren ein Spielfeld im Park angelegt. „Auch unsere Klub-Kanutour ist sehr beliebt„, sagt Müller über die Frühjahrstradition. „Beim letzten Mal waren wir 34 Leute und sind von Ziezow nach Krahne gepaddelt.“ Und schon hat Müller mit seinen Freunden die nächste Route geplant: „Eine Schlittenfahrt mit Pferden und Treckern“, verrät der Kutscher.

Norbert Fröhndrich

Mit der Strohblume im Hut Wie sich Prominente fit halten:

Laufen ist Norbert Fröhndrichs Leidenschaft

OBERJÜNNE Wenn der Beetzseelauf ruft oder Norbert Fröhndrich traditionell beim Malge-Triathlon mitmacht, dann ist der langjährige Sozialamtsleiter der Stadt Brandenburg und jetziger Geschäftsführer des Martha-Piter-Seniortenheimes mit seinem Strohhut und der Blume darin mit Sicherheit dabei. „Jux und Spaß muss schon dabei sein“, ist der 48-jährige Oberjünner überzeugt. Doch das heißt nicht, dass er nicht auch ehrgeizig ist.

Der ehemalige Turner unternahm schon während seiner Zeit in der Erweiterten Oberschule Ziesar mitunter kleinere Läufe. Intensiviert wurde das Joggen dann während des Studiums, da der eher schmächtige Oberjünner gut zehn Kilogramm zugenommen hatte. 1989 wechselte der studierte Philosoph in die Stadtverwaltung. Die Zeit wurde knapper. Doch 1998 fand Fröhndrich schließlich zur großen Laufgemeinde. Alle acht bis 15 Tage wurden nun etwa zwölf Kilometer zurückgelegt.

„Ich will einen freien Kopf bekommen und die Natur genießen“, sagt Norbert Fröhndrich, der meist rund um Oberjünne, bevorzugt entlang der Plane, läuft. Längst hat sich das Pensum deutlich erhöht. Denn vor sieben Jahren wettete Norbert mit seinem Sohn Lars, dass er auch einen Marathon schaffen würde. Als er im September 2000 beim Berlin-Marathon zwar in einer guten Zeit ins Ziel kam, aber völlig fertig war, stand für ihn fest, nun auch längere Strecken im Training zu laufen. Im nächsten Monat ist nun schon der 6.Berlin-Marathon geplant und die letzten dreimal blieb er unter der Vier-Stunden-Marke. Und jährlich bestreitet Fröhndrich zudem mindestens zwei Halbmarathons. Der Beetzseelauf ist immer dabei.

Dafür wird jedes Wochenende trainiert. Knapp 20 Kilometer stehen dann auf dem Programm. Als kleines Highlight nimmt Fröhndrich zudem alljährlich am Malge-Triathlon teil. Schwimmen ist zwar nicht sein Ding und er fuhr auch schon mit einem Minirad die Radstrecke ab, doch beim Laufen macht er dann immer einige Plätze gut. Auch dieses Jahr war er natürlich wieder mit dabei.

„Ich fühle mich einfach gut nach den Läufen“, schätzt Fröhndrich ein. Neben einer generell gesunden Ernährung schwört er zudem auf einen Apfel täglich sowie auf Pasta und Vitamine vor den langen Laufdistanzen. al

Bernd Feuerherdt

Spürnase meistert den Wassertest Jagdhündin „Eskia vom Dreetzer Luch“ aus Oberjünne fährt im Herbst zur internationalen Hegewaldprüfung nach Hamburg

YVETTE VON GIERKE 08.08.2007

MITTELMARK Auf „Spürnasen“ muss Verlass sein. Sie sollen angefahrene Wildtiere auffinden und den Jägern zeigen. Vorstehhunde sind vielseitig im Einsatz, wenn sie bewiesen haben, dass sie etwas taugen. Von ehemals elf Kandidaten ist letztendlich einer geblieben. „Eskia vom Dreetzer Luch“, Hündin von Bernd Feuerherdt aus Oberjünne, hat die Wasserarbeit bei einer Prüfung mit Bravour gemeistert.

Zur Hegewaldprüfung lässt der Deutsch-Drahthaar-Verein nur die besten Jährlinge zu. Wie Zuchtwart Manfred Miething erklärt, müssen die Vierbeiner mindestens 65 Punkte in der Anlagenprüfung erzielt haben. Die Gruppe Fläming Havelland bewertete in diesem Frühjahr 20 Nachwuchstiere in den Revieren bei Groß Kreutz und Golzow.

Die erste Hürde auf dem Weg zum Brauchbarkeitsnachweis überwanden 19 Hunde. Gut die Hälfte davon erfüllte sogar die Voraussetzung für die Hegewaldprüfung. Die stolzen Besitzer wollten für den Test abermals aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen. Am Treffpunkt findet Miething schließlich einen Kandidaten vor und stellt fest: „Die Euphorie nach der Jugendprüfung ist verflogen.“

Der personelle Aufwand wird dadurch keineswegs geringer. Nach der Prüfungsordnung beurteilen drei Richter die tierische Leistung am Tonstich unweit von Rädel: Miething kommt aus Treuenbrietzen angefahren, Frank Büchler aus Michendorf und Siegfried Kockrow aus Ragösen.

Zuerst heißt es für „Eskia“ Zähne zeigen. An ihrem Scherengebiss finden die Experten nur ein paar Haferflocken vom Frühstück, aber keinen Makel. „Sehr gut“ finden sie auch die Form der Hündin und ihr Haarkleid. Feuerherdts Hündin wird am Widerrist, der Schulterhöhe, auf 61 Zentimeter gemessen. „Eskia“ hat ein angenehmes Äußeres.

Nun muss sie zeigen, was in ihr steckt. „Wir wollen wissen, ob sie Angst vor der Ente oder vor dem Schuss hat“, erklärt Miething. Feuerherdt begibt sich mit der Hündin ans Ufer und lädt sein Gewehr. Die Männer nicken sich zu. Wortlos wirft Büchler eine tote Ente in den Teich. „Apport“, ruft Feuerherdt und meint: „Bring es her“. Der Prüfling stürzt die Böschung hinab, bremst vor dem Wasser, rennt winselnd hin und her.

Der Hundeführer wird nervös, denn er darf seinen Befehl nicht noch einmal wiederholen. Kockrow flüstert: „Sie hat eine Minute Zeit, das Wasser anzunehmen.“ Im selben Augenblick springt „Eskia“ los. Als sie auf die Ente zuschwimmt, gibt Feuerherdt einen Schrotschuss auf das Wasser ab. Unbeeindruckt erledigt sie ihren Job, schnappt sich die Beute und kommt triefend an Land.

Vor Feuerherdt schüttelt sie sich, ohne das Federvieh zu verlieren. Sitzend legt sie ihm schließlich den Vogel in die Hand. Erfolgreich holt sie die Ente auch aus dem Schilf. „Besser kann’s gar nicht laufen“, lobt Kockrow. Für „Eskia“ war es die gelungene Generalprobe vor der internationalen Hegewaldprüfung im Oktober bei Hamburg.

Karl-Heinz Krüger und seiner Frau Elfriede

AUS DEM VEREINSLEBEN Rikscha-Motorrad für Indien blieb ein Prototyp MC Oldtimer Potsdam besuchte das Fahrzeugmuseum in Glöthe bei Calbe / Nachwende-Zweiräder schafften es nicht mehr auf den Markt

DIETMAR STREUBER

Eigentlich sollte es regnen. Als der Wettergott aber noch einmal in seinen Terminkalender schaute und bemerkte, dass der MC Oldtimer Potsdam einen Ausflug zum Fahrzeugmuseum in das nahe Calbe gelegene Glöthe geplant hatte, verschob er das Öffnen der Himmelsschleusen um einen Tag. So hätte es sein können. Vielleicht war es aber einfach nur Glück, das die Fans historischer Fahrzeuge bei ihrer jüngsten gut 300 Kilometer langen Tagestour hatten.

Begonnen hatte die von Erwin Günther aus Wilhelmshorst organisierte Exkursion mit einem gemeinsamen Frühstück bei Clubmitglied Karl-Heinz Krüger und seiner Frau Elfriede in Oberjünne bei Golzow. Vollgetankt mit Speis’ und Trank und guter Stimmung begab sich der Tross vorwiegend historischer Fahrzeuge auf den Weg durch den Fläming über Belzig, Wiesenburg und Zerbst zur Elbfähre bei Tochheim. Als ob es geplant war, reichten die Stellplätze auf dem Boot gerade aus. So konnten alle Reisenden des MC Oldtimer mit ihren Autos gleichzeitig übersetzen und ohne lästiges Warten die Fahrt in Richtung Calbe fortsetzen. Kurz nach Unterqueren der Autobahn A 14 bei Brumby kam das Fahrzeugmuseum von Kerstin und Ingo Schramm in Sicht. Zunächst zog aber die Museumsklause die Ankömmlinge in ihren Bann, warteten dort doch saftige Steaks mit Pilzen. So gestärkt ging es dann in den ehemaligen Getreidespeicher, in dem Kerstin und Ingo Schramm seit Dezember 2004 ihre gesammelten Schätze auf zwei Etagen präsentieren. Besonders haben es ihnen die Zweiräder MZ aus Zschopau und Simson aus Suhl der Jahre 1955 bis 1995 angetan. Beim Gang durch das Museum wurden viele Erinnerungen geweckt. Es gab aber unter den Hunderten von Fahrzeugen für die Betrachter auch die eine oder andere Neuheit. Im Überlebenskampf nach der Wende waren von den Zweiradwerkern der ehemaligen DDR immer wieder Fahrzeuge entwickelt worden, mit denen Marktanteile gewonnen werden sollten. So wurde 1992 auf Basis der ETZ 251 eine Rikscha geschaffen. Der Traum, in Indien davon 10 000 Stück zu verkaufen, zerplatzte. So blieb es bei dem Prototyp mit den zwei Vorderrädern und der Sitzbank vor dem Lenker. In dem Museum begegneten die Motorsportler auch einem Potsdamer: einem Dreirad mit Ladepritsche auf Basis eines Motorrollers Troll aus dem Industriewerk Ludwigsfelde (IWL). Eine Neuererbrigade des Autobahnkombinats Potsdam hatte dieses Fahrzeug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h für den innerbetrieblichen Transport gebaut. Nach der Wende wurde es einem langjährigen Kollegen zum Abschied geschenkt. So hat dieses Unikat überlebt. Ein Oldiefan kommentierte beim Betrachten des Gefährtes: „Wenn die Benzinpreise und die Mehrwertsteuer weiter so steigen, werden die kleinen Betriebe und Handwerker bald nach ähnlichen Lösungen greifen.“ Nach einigen Stunden, waren dann alle Details in Augenschein genommen, Erfahrungen ausgetauscht und Ingo Schramm hatte sich bei der Beantwortung der vielen Fragen den Mund fusselig geredet. Es war Zeit für die Rückreise. Die mitgereisten Frauen hatten in der Zwischenzeit ein Kaffeekränzchen eröffnet, bei dem sie kräftig über ihre Männer herzogen. Dabei wurde auch der Widerspruch durchgehechelt, wie sich die sonst so geschickten Bastler bei Arbeiten im Haushalt so ungeschickt anstellen können. Ingo Schramm war übrigens 1986 vom „Oldtimervirus“ infiziert worden. Für 70 Mark bekam er eine nach dem Krieg in Eisenach gebaute EMW R 35 ohne Räder, die er sich wieder aufbaute.