Unterschiede
Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.
Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung Nächste Überarbeitung | Vorhergehende Überarbeitung | ||
damelang:menschen_in_damelang [30.03.2015 13:29] andreas_koska |
damelang:menschen_in_damelang [30.03.2015 18:33] (aktuell) andreas_koska |
||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
+ | |||
+ | === Elisabeth Gebauer === | ||
+ | |||
+ | Gesangslehrerin mit vielen Ideen FREIZEIT Elisabeth Gebauer aus Damelang unterrichtet in Berlin und leitet „Liederkranz“-Chor in Brück | ||
+ | |||
+ | „Das Instrument eines jeden Menschen ist seine Stimme.“ Mit dieser Einstellung geht die Damelanger Musikpädagogin und Gesangslehrerin Elisabeth Gebauer auf ihre Schüler zu. Sie ist überzeugt, dass jeder singen oder es zumindest lernen kann. „Sing Deine Melodie“ fordert sie deshalb scheinbar weniger begabte Kinder auf. „Lern aber mit der Zeit, auch die meine zu singen“ setzt sie später hinzu. | ||
+ | Wer die Vollblutmusikerin hört, bemerkt sofort ihren Enthusiasmus. Nach ihrem Studium an der Hochschule der Musik in Westberlin sang sie in Chören und als Solistin in vielen Kirchenkonzerten. Sie wuchs als Älteste von neun Geschwistern auf, hat selbst drei Kinder. Der älteste Sohn, ein Adoptivkind aus Korea, reist gerade durch die Welt. Die Tochter studiert Musikwissenschaft, der zweite Sohn ist Violinist bei einem großen Orchester. Eine musikalische Familie. | ||
+ | |||
+ | {{:damelang:frau_gebauer.jpg|}} | ||
+ | |||
+ | Elisabeth Gebauer entschloss sich alsbald zu unterrichten. Beim Konzertchor Berlin war sie viele Jahre für die Stimmbildung der Jugendlichen zuständig, später beim städtischen Knabenchor. Noch heute unterrichtet sie Kinder an der Musikschule Tempelhof/Schöneberg und leitet ehrenamtlich den Brücker Chor „Liederkranz“. | ||
+ | „Den Ruhestand will ich mir gar nicht vorstellen“ sagt die energische 66-Jährige. Sie steckt voller Ideen für weitere Aktivitäten. Ein Kinderchor in Damelang oder ein Lesezirkel. Ein Balladenprojekt ist in Planung. | ||
+ | Dabei gehört ihre Liebe nicht minder ihrem kleinen Haus. Der Wunsch danach erwachte, als sie einst einen Freund in Kuhlowitz besuchte. Damelang war die letzte Adresse auf der Besichtigungsliste, es wurde Liebe auf dem ersten Blick. Nächstes Jahr will die rüstige Seniorin mit Familie und Freunden feiern – das Jubiläum „Zehn Jahre in Damelang“. | ||
+ | Am 4. Advent schon treten ihre Berliner Schüler gemeinsam mit „Liederkranz“-Ensemble und Bläserquartett Brück erst in der Lambertuskirche Brück, dann in der Damelanger Dorfkirche auf. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | === Berthold Falkenthal === | ||
+ | |||
+ | Panzer gegen Demonstranten Geschichte Der Damelanger Berthold Falkenthal war bei den Arbeiterprotesten am 17. Juni 1953 dabei | ||
+ | |||
+ | Berthold Falkenthal aus Damelang hat ein bewegtes Leben hinter sich. Der 82-jährige Handwerker erlebte den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 direkt mit. | ||
+ | |||
+ | Die DIN-A4-Bögen sind eng beschrieben: 120 Seiten aus seinem Leben hat Berthold Falkenthal zu Papier gebracht. Der 82-jährige Damelanger hat bewegte Zeiten hinter sich und den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 direkt erlebt. Der einstige Maurer ist einer der Erbauer des „Neuen Berlins“. 1950 hat er den ersten Neubau der Hauptstadt der DDR an der Weberwiese mit errichtet. Arbeiten an der Stalinallee und an der Polizeiinspektion am Ostbahnhof folgten. „Ich bin jeden Morgen mit dem Fahrrad nach Brück und mit der Bahn nach Berlin gefahren. Gegen 4.30 Uhr ging’s immer los“, erzählt der rüstige Rentner. | ||
+ | Schon vor sechs Jahren hatte er seine Erlebnisse rund um den Arbeiteraufstand für eine Veröffentlichung der Stiftung „Aufarbeitung der SED-Diktatur“ aufgeschrieben. Bis heute sind die Erinnerungen gegenwärtig. „Wir haben angeblich mitunter vier Mark pro Stunde zu viel verdient. Die Normer standen mit Stoppuhren neben uns, aber mehr war einfach nicht möglich“, erzählt Falkenthal der MAZ. Als ein Gewerkschafter erzählte, dass die Kollegen von der Baustelle am Krankenhaus Friedrichshain streiken wollen, war auch die Brigade von Falkenthal sofort dabei. „Als uns ein Gewerkschaftsfunktionär abhalten wollte, schmissen wir ihm die Mitgliedsbücher auf den Tisch“, sagt der Rentner. Am 16. Juni begann der Protest. Was mit hundert Mann startete, wuchs auf mehrere Tausend an. Die Normerhöhung sollte zurückgenommen werden. Der Protest gipfelte im Generalstreik. Falkenthal machte sich am 17. Juni schon um drei Uhr morgens auf den Weg nach Berlin. Es regnete in Strömen. Durchnässt erreichte er den Bahnhof Brück. Auf der Baustelle in Berlin wurden nur Gerüchte kolportiert. Die Brigade zog zur Leipziger Straße. „Aus einem reinen Arbeitsprotest wurde ein politischer“, sagt der damals 24-jährige Handwerker. Wiedervereinigung war eine der Forderungen. | ||
+ | |||
+ | {{:damelang:berthold.jpg|}} | ||
+ | |||
+ | Als gegen 10.30 Uhr sowjetische Panzer Demonstranten einkesselten, versuchten Arbeiter, mit Bauriegeln die Ketten zu blockieren. Die Konfrontation dauerte gut drei Stunden. „Danach hatten die Machthaber alles im Griff“, schätzt der Arbeiter ein. Mit 16 Kollegen schlug er sich zur Glienicker Brücke in Potsdam durch. Erst zwei Tage später fuhr er wieder nach Berlin – um zu kündigen. Acht der 16 Brigadisten landeten im Gefängnis. Er selbst fing in Westberlin an. „Mit einer Lankwitzer Firma habe ich beim Wiederaufbau des Titania-Palastes an der Schloßstraße in Steglitz gearbeitet“, sagt Falkenthal. Dort wurde die Freie Universität Berlin gegründet. Auch war es das erste Haus der Filmfestspiele in Berlin. | ||
+ | Noch heute ist Berthold Falkenthal von der Richtigkeit der Proteste überzeugt. „Die haben uns ausgequetscht wie Zitronen, der Streik war berechtigt und nicht vom Westen gesteuert, sondern von uns initiiert“, sagt der Senior. Nach dem Mauerbau absolvierte er eine Umschulung zum Fliesenleger und arbeitete bei der Brücker Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH). Den Kontakt zu Westberliner Kollegen von einst pflegt er bis heute | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
=== Jörg Falkenthal === | === Jörg Falkenthal === | ||
Zeile 5: | Zeile 38: | ||
Der Damelanger Jörg Falkenthal ist technikbegeistert. Der 47-Jährige sagt über sich selbst: „Ich bin nicht der Entertainer, ich bin ein Technikfreak“. Wer ihn besucht, bekommt einige Beispiele zu sehen. | Der Damelanger Jörg Falkenthal ist technikbegeistert. Der 47-Jährige sagt über sich selbst: „Ich bin nicht der Entertainer, ich bin ein Technikfreak“. Wer ihn besucht, bekommt einige Beispiele zu sehen. | ||
- | Im Garten des Eigenheims an der Dorfstraße dreht sich der Pavillon mit der Sonne. Fast wie im Café des Berliner Fernsehturms bekommt man hier sitzend die ganze Blütenpracht zu Gesicht, ohne seinen Sitzplatz verlassen zu müssen. Dafür, dass die Blumen und Bäume prächtig gedeihen, sorgt ein eigens von ihm konstruiertes Beregnungssystem, selbst verlegt, jede Pflanze ist einzeln angeschlossen. Der Werkstattmeister ist seit 1994 für die mechanische Instandhaltung bei der Firma „Paul Hartman AG“ in Brück zuständig. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Wenn es um den PC und die Elektrik geht, macht er alles allein. | + | Im Garten des Eigenheims an der Dorfstraße dreht sich der Pavillon mit der Sonne. Fast wie im Café des Berliner Fernsehturms bekommt man hier sitzend die ganze Blütenpracht zu Gesicht, ohne seinen Sitzplatz verlassen zu müssen. Dafür, dass die Blumen und Bäume prächtig gedeihen, sorgt ein eigens von ihm konstruiertes Beregnungssystem, selbst verlegt, jede Pflanze ist einzeln angeschlossen. Der Werkstattmeister ist seit 1994 für die mechanische Instandhaltung bei der Firma „Paul Hartman AG“ in Brück zuständig. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Wenn es um den PC und die Elektrik geht, macht er alles allein. {{:damelang:falkenthal2.jpg|}} |
Sein Sohn hat diese Neigung ganz offensichtlich vom Vater geerbt. Er ist Mechatroniker und leistet gerade den Zivildienst ab, die Tochter wird Restaurantfachfrau. | Sein Sohn hat diese Neigung ganz offensichtlich vom Vater geerbt. Er ist Mechatroniker und leistet gerade den Zivildienst ab, die Tochter wird Restaurantfachfrau. | ||
Jörg Falkenthal ist geborener Damelanger. Er hat sein Häuschen 1994 erworben und ist immer noch dabei, es zu einem Schmuckstück herzurichten. Jetzt versucht er sich in Holz. Es ist erstaunlich, dass er dabei überhaupt noch Zeit findet, sich fürs Dorf zu engagieren. „Alle machen bei uns etwas für die Gemeinschaft“, sagt er. Er bot dem Pfarrer der Gemeinde, Jens Meiburg, an, die Turmuhr neu zu bauen und ist jetzt gerade damit beschäftigt. | Jörg Falkenthal ist geborener Damelanger. Er hat sein Häuschen 1994 erworben und ist immer noch dabei, es zu einem Schmuckstück herzurichten. Jetzt versucht er sich in Holz. Es ist erstaunlich, dass er dabei überhaupt noch Zeit findet, sich fürs Dorf zu engagieren. „Alle machen bei uns etwas für die Gemeinschaft“, sagt er. Er bot dem Pfarrer der Gemeinde, Jens Meiburg, an, die Turmuhr neu zu bauen und ist jetzt gerade damit beschäftigt. | ||
Zeile 30: | Zeile 63: | ||
Familienfest beim 10-jährigen Firmenjubiläum von Dibo Service | Familienfest beim 10-jährigen Firmenjubiläum von Dibo Service | ||
- | {{:damelang:101_1525.jpg|}} | + | |
+ | {{:damelang:dibo.jpg|}} | ||
Dirk Borgwardt war schon früh auf den Beinen und vor allem gut zu Fuss. Am „Tag der Deutschen Einheit“ beging das von ihm geführte Unternehmen „DiBo-Service“ das 10-jährige Jubiläum. Dabei war der Besitzer noch keine 48 Stunden zuvor in Berlin unterwegs. Hier nahm er am Berlin-Marathon teil und erreichte das Ziel in respektablen 3 Stunden 24 Minuten 21 Sekunden. Beim Fest war von Verschleißerscheinungen nichts zu merken. Der sportlicher Firmenchef, der auch Handballer, Fußballer und Tischtennisspieler ist, wirkte aufgeräumt. In seiner Ansprache bedankte sich der dreifache Vater bei seiner Familie und den Mitarbeitern für die Unterstützung. Er betonte auch, wie wichtig das gesellschaftliche Engagement ist. Der gebürtige Damelanger und Gemeindevertreter geht da mit bestem Beispiel voran. Aus Anlass des Jubiläums überraschte er den Kindergarten Cammer, den Freizeitverein Damelang und die Sportvereine MBSV Belzig, Union Linthe und die SG Damelang mit namhaften Spenden. Damit widersprach er dem Buchholzer Blasorchester, das in Schottenkostümen aufspielte. Für weitere Unterhaltung sorgten die Kindertanzgruppen des Kindergarten Cammer und die „Sexy-Girls“ des Freizeitvereins Damelang. Rund um die neuen Geschäftsräume in Damelang entwickelte sich bis zum Abend ein kleines Volksfest mit vielen Besuchern. Neben der bestehenden, im „Meisterhaft“- Verbund eingebundenen, Auto-Werkstatt wurden am Festtag auch das Autohaus samt Ersatzteilhandel, ein Zweiradfachhandel und ein Energiepoint eröffnet. Borgwardt der sich unter anderem auf die Umrüstung der Fahrzeuge für den Pflanzentreibstoff spezialisiert hat, bedauerte die mangelnde Unterstützung durch die Politik. Die Firma sieht er auch gesamtgesellschaftlich in der Verantwortung. Er bildet aus. 1998 hat der Kfz-Meister seinen ersten Lehrling aufgenommen, heute sind es 5 Lehrlinge. Außerdem beschäftigt die Firma 13 Mitarbeiter. Auch die Dorfgaststätte gehört seit 2002 zum kleinen Firmenimperium. | Dirk Borgwardt war schon früh auf den Beinen und vor allem gut zu Fuss. Am „Tag der Deutschen Einheit“ beging das von ihm geführte Unternehmen „DiBo-Service“ das 10-jährige Jubiläum. Dabei war der Besitzer noch keine 48 Stunden zuvor in Berlin unterwegs. Hier nahm er am Berlin-Marathon teil und erreichte das Ziel in respektablen 3 Stunden 24 Minuten 21 Sekunden. Beim Fest war von Verschleißerscheinungen nichts zu merken. Der sportlicher Firmenchef, der auch Handballer, Fußballer und Tischtennisspieler ist, wirkte aufgeräumt. In seiner Ansprache bedankte sich der dreifache Vater bei seiner Familie und den Mitarbeitern für die Unterstützung. Er betonte auch, wie wichtig das gesellschaftliche Engagement ist. Der gebürtige Damelanger und Gemeindevertreter geht da mit bestem Beispiel voran. Aus Anlass des Jubiläums überraschte er den Kindergarten Cammer, den Freizeitverein Damelang und die Sportvereine MBSV Belzig, Union Linthe und die SG Damelang mit namhaften Spenden. Damit widersprach er dem Buchholzer Blasorchester, das in Schottenkostümen aufspielte. Für weitere Unterhaltung sorgten die Kindertanzgruppen des Kindergarten Cammer und die „Sexy-Girls“ des Freizeitvereins Damelang. Rund um die neuen Geschäftsräume in Damelang entwickelte sich bis zum Abend ein kleines Volksfest mit vielen Besuchern. Neben der bestehenden, im „Meisterhaft“- Verbund eingebundenen, Auto-Werkstatt wurden am Festtag auch das Autohaus samt Ersatzteilhandel, ein Zweiradfachhandel und ein Energiepoint eröffnet. Borgwardt der sich unter anderem auf die Umrüstung der Fahrzeuge für den Pflanzentreibstoff spezialisiert hat, bedauerte die mangelnde Unterstützung durch die Politik. Die Firma sieht er auch gesamtgesellschaftlich in der Verantwortung. Er bildet aus. 1998 hat der Kfz-Meister seinen ersten Lehrling aufgenommen, heute sind es 5 Lehrlinge. Außerdem beschäftigt die Firma 13 Mitarbeiter. Auch die Dorfgaststätte gehört seit 2002 zum kleinen Firmenimperium. | ||
Zeile 42: | Zeile 76: | ||
=== Seit 60 Jahren miteinander durchs Leben === | === Seit 60 Jahren miteinander durchs Leben === | ||
- | {{:damelang:ehepaar_kaiser.jpg|}} | + | {{:damelang:ehepaar_kaiser1.jpg|}} |
Zum ersten Mal hat Erna Kaiser 1939 geheiratet. Doch ihr Mann musste in den Krieg ziehen. Die junge Breslauerin sah ihn nur noch, wenn er Heimaturlaub bekam. 1941 wurde die Tochter geboren, die ihren Vater nicht mehr bewusst kennen gelernt hat. Er fiel im Krieg. Erna musste mit dem Kind auf den Treck, wurde umgesiedelt, landete in Damelang. | Zum ersten Mal hat Erna Kaiser 1939 geheiratet. Doch ihr Mann musste in den Krieg ziehen. Die junge Breslauerin sah ihn nur noch, wenn er Heimaturlaub bekam. 1941 wurde die Tochter geboren, die ihren Vater nicht mehr bewusst kennen gelernt hat. Er fiel im Krieg. Erna musste mit dem Kind auf den Treck, wurde umgesiedelt, landete in Damelang. | ||